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Evan Vosberg

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Nebenstraßen ein Sicherheitsrisiko

Als Radfahrer versucht man ja des öfteren die großen Hauptverkehrsstraßen zu meiden und weicht auf kleinere vermeintlich weniger befahrene Alternativen aus. Leider zeigt meine Erfahrung, dass das Verkehrsaufkommen auf diesen Straßen oft nicht so gering ist wie man erwartet und zum anderen erlebe ich auf diesen Straße deutlich häufiger Konflikte mit den Autofahrern.

Die meisten Radfahrer haben sicher schon ihre Erfahrungen mit Überholmanövern von Autos mit viel zu geringem Sicherheitsabstand gemacht. Erstaunlicherweise passiert mir dass auf den großen mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen deutlich seltener als auf “kleineren” Alternativrouten.

Warum also sind ausgerechnet diese “kleineren” Straßen ein Sicherheitsrisiko? Ich habe den Querschnitt einiger solcher Straßen in Berlin vermessen und im Ergebnis lässt sich feststellen, das die Ursache des Übels zu breite Fahrbahnen sind! Die Straßen sind nämlich gar nicht so klein und schmal wie man annimmt, sie sind breit und zwar zu breit. Diese Straßen sind etwa 19 bis 24 Meter breit und weisen von Bordstein zu Bordstein gemessen eine Breite von 12 Metern für den Fahrzeugverkehr auf. Üblicherweise darf auf beiden Seiten am Fahrbahnrand geparkt werden, für den fließenden Verkehr bleiben dann etwa 7,80 Meter und eine Mittel-Leitlinie zur Abgrenzung des Gegenverkehrs ist zumeist nicht vorhanden.

Die Theorie

Die Grafik macht zunächst deutlich, dass ein Auto einen Radfahrer trotz Gegenverkehr auf Grund der breiten Fahrbahnen überholen kann ohne den seitlichen Sicherheitsabstand von mindesten 1,5 m zum Radfahrer zu missachten. Auch der Radfahrer kann seinen seitlichen Sicherheitsabstand von ca. 1,0 m zu parkenden Fahrzeugen einhalten. Soweit die Theorie!

Die Praxis (Variante 1)

Bei dieser gefährlichen Variante aus der Praxis hält der der Radfahrer wie in der Theorie seinen seitlichen Sicherheitsabstand von ca. 1,0 m zu parkenden Fahrzeugen ein. Das überholende Auto ist allerdings viel zu nah am Radfahrer , der Mindestsicherheitsabstand wird dabei deutlich unterschritten, in der hier dargestellten Grafik kommen wir gerade mal noch auf die Hälfte der geforderten 1,50 m. Autofahrer scheuen ein dichtes aneinander Vorbeifahren mit dem Gegenverkehr, denn wenn das nicht passen sollte, dann kommt es zum Fronttal-Crash und schon der eine Überlebensantrieb unterbindet zumeist ein solches verhalten. Es wird stattdessen billigend in Kauf genommen andere, hier den Radfahrer zu gefährden.

Die Praxis (Variante 1)

Viele Radfahrer aber fahren weiter rechts auf der Fahrbahn und halten eben keinen seitlichen Sicherheitsabstand zu parkenden Fahrzeugen ein. Dies hat je nach Radfahrer unterschiedlichste Gründe, da wären die Angst vor dem eintreten der Variante 1, den Kfz-Verkehr nicht aufhalten zu wollen oder Unwissenheit um nur ein paar zu nennen. Der Überholende kann hier trotz Gegenverkehr mit ausreichendem Sicherheitsabstand überholen und der Radfahrer zahlt den Preis dafür. Er fährt unmittelbar im Türöffnungsbereich der parkenden Fahrzeuge (Dooring Zone) und geht damit die Gefahr von schweren Verletzung durch eine sich plötzlich öffnende Fahrzeigtür ein. Zum dem wird ihm höchstwahrscheinlich eine Teilschuld bei einem solchen Unfall zugesprochen, wegen zu geringem Sicherheitsabstand.

Verhindern

Eine oft erwähnte Möglichkeit einen solchen Überholvorgang zu verhindern ist nicht so weit rechts zu fahren. Nun es gibt ein Rechtsfahrgebot, das heißt nicht in der ganz rechts fahren und jeglichen Sicherheitsraum aufgeben, sondern so weit recht wie möglich unter Beachtung der Sicherheitsräume. Wenn ein Radfahrer einen solchen gefährlichen Überholvorgang unterbinden möchte muss er aber deutlich weiter links fahren, im hier gezeigten Beispiel mit ca. 2,20 m Abstand zum rechts parkenden Fahrzeug. Er verstößt also zwangsläufig gegen das Rechtsfahrgebot und tut dies ggf. auch noch mit Behinderung, denn wie die Theorie ja zeigt wäre ein Überholvorgang möglich. Viele Autofahrer reagieren hierauf oft besonders verärgert oder fühlen sich gar genötigt ihren Unmut darüber mittels hupen, dichtem auffahren oder bei nächster Gelegenheit dann besonders dicht zu überholen Luft zu machen. Für den Radfahrer ist dies also nicht wirklich ungefährlicher als die beiden zuvor aufgezeigten Varianten.

Schmalerer Fahrbahn

Unabhängig von der Möglichkeit Radwege, Radfahrstreifen oder Schutzstreifen einzurichten bringt ein geringerer Fahrbahnquerschnitt allein schon einen enormen Gewinn an Sicherheit. Schon das einfache einhalten des Sicherheitsabstandes zu parkenden Fahrzeugen reicht hier aus einen unsicheren Überholvorgang zu verhindern. Hier bleibt einfach nicht genug Raum, zum überholen, auch nicht vermeintlich.

Fazit

Dass man sich auf einer solchen Straße sicherer als auf den großen mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen wähnt ist ein Trugschluss. Egal wie man sich hier verhält man ist permanent großen Gefahren, verursacht durch Autofahrer und schlechter Infrastruktur, ausgesetzt.

18. Februar 2016

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